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Corona-Forschung: Aktuelle Trends und neueste Ergebnisse

Rund zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie unsere Welt in Atem gehalten – obwohl Covid-19 seinen Schrecken für die meisten verloren zu haben scheint, steht die Forschung nicht still. Während in Deutschland die Corona-Auflagen zurückgenommen werden und sich das öffentliche Leben wieder der Normalität annähert, forscht die Wissenschaft unvermindert weiter an SARS-CoV-2 und seinen Mutationen. Auf der analytica 2022 präsentieren die Medizin-Industrie und Corona-Forschung neueste Technologien und Methodiken im Kampf gegen das Virus.

Was gibt es Neues aus der Corona Forschung?

Am 5. Mai 2022 veröffentlichte die Europäische Arzneimittelbhörde EMA die von Wissenschaftlern, Politik und den weitesten Bevölkerungsteilen herbeigesehnte Studie: Sie rechnet mit der Zulassung eines Impfstoffs gegen die Omikron-Variante bis spätestens Ende September 2022. Damit erscheinen neue Einschränkungen im kommenden Winter endlich nicht mehr unausweichlich – für manche klingt es wohl zu schön, um wahr zu sein! Die größten Chancen für eine schnelle Zulassung ihrer mRNA-Impfstoffe bestehen laut EMA für die Unternehmen BioNTech und Moderna.

Wer forscht an Corona?

Dr. Peggy Riese, Wissenschaftlerin in der Abteilung Impfstoff-Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, beschäftigt sich mit den Besonderheiten des Immunsystems im Zusammenspiel mit Impfstoffen. Sie bezeichnet mRNA-Impfstoffe als derzeitiges Spitzenprodukt, lobt aber gleichzeitig auch die Eigenschaften sogenannter Proteinimpfstoffe:

„Proteinimpfstoffe gehören zu den klassischen Impfstofftypen, wie wir sie zum Beispiel auch von den Grippeimpfstoffen her kennen. Der neue Proteinimpfstoff Nuvaxovid enthält das Spike-Protein von SARS-CoV-2 und zusätzlich einen Wirkstoffverstärker, um die Immunreaktion besser zu aktivieren. Die Ergebnisse der klinischen Studien sind durchaus vielversprechend: Sie zeigen, dass Geimpfte sehr gut vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt sind. Vor Infektion schützt dieser Impfstoff ebenso wie die mRNA-Impfstoffe leider nicht. Ob die Immunantwort längerfristig hält, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.“

Wie ist der Stand der Corona Impfstoff-Forschung?

Insgesamt unterscheidet die Corona-Forschung vier Impfstoff-Typen: mRNA-, Vektor-, Lebend- und sogenannte Totimpfstoffe.

mRNA-Impfstoffe wiederum bedienen sich eines Botenmoleküls, das den Bauplan des jeweiligen Virus in die menschliche Zelle transportiert.

Lebendimpfstoffe enthalten Erreger, deren krankmachende Eigenschaften abgezüchtet worden sind. Trotzdem können sich diese noch vermehren und werden daher als „lebensfähig“ bezeichnet.

Totimpfstoffe dagegen enthalten abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. Hierzu zählt man auch solche Impfstoffe, die nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten.

Vektorimpfstoffe nutzen für den Menschen ungefährliche Viren, sogenannte Vektoren, als Transportmittel für Moleküle (Antigene) des jeweiligen Krankheitserregers.

Alle Impfstoffe funktionieren nach dem Prinzip, den menschlichen Körper einer harmlosen Form der ursprünglichen Virus-DNA auszusetzen, sodass dieser präventiv Antikörper gegen das Virus produziert. Bei einer Infektion mit dem ursprünglichen Erreger verhindern diese Antikörper dann das Ausbrechen der Krankheit.

In Deutschland existieren derzeit fünf zugelassene Impfstoffe:

Comirnaty ist ein mRNA-Impfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus. Er ist seit dem 21.12.2020 in der EU zugelassen. Zulassungsinhaber ist BioNTech Manufacturing GmbH.

Spikevax (COVID-19 Vaccine Moderna) ist ein mRNA-Impfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus. Er ist seit dem 06.01.2021 in der EU zugelassen. Zulassungsinhaber ist Moderna Biotech Spain, S.L.

Jcovden (COVID-19 Vaccine Janssen) ist ein Vektorimpfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus. Er ist seit dem 11.03.2021 in der EU zugelassen. Zulassungsinhaber ist Janssen-Cilag International NV.

Vaxzevria ist ein Vektor-Impfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus. Er ist seit dem 29.01.2021 in der EU zugelassen. Zulassungsinhaber ist AstraZeneca AB, Schweden.

Nuvaxovid (NVX-CoV2373) ist ein proteinbasierter Impfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus. Er ist seit dem 20.12.2021 in der EU zugelassen. Zulassungsinhaber ist Novavax CZ a.s.

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut

Wie weit ist die Corona Forschung?

Wissenschaftler der Uni Siegen forschen gemeinsam mit Kollegen aus Erlangen-Nürnberg derzeit an revolutionären Methoden in der Diagnostik von SARS-CoV-2 und anderen Virus-Erkrankungen. Denn Covid-19 Schnelltests für zuhause sind nicht hundertprozentig zuverlässig. PCR-Tests dagegen sind zwar eindeutig – aber auch teuer, zeitintensiv und nur von geschulten Fachkräften und Laboren auszuwerten.

Im Forschungsprojekt MATISSE geht es darum, Viruspartikel mit Hilfe von Biochips und Terahertz-Strahlung nachzuweisen. "Terahertz-Strahlen können charakteristische Schwingungen in biologisch bedeutsamen Molekülen anregen. So entstehen starke Resonanzen, die von einem Terahertz-Empfänger gemessen werden können", erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Anna Wigger. Das Team um Projektleiter Prof. Dr. Peter Haring Bolívar möchte auf den in Siegen entwickelten Biochips sogenannte "Fänger-Moleküle" aufbringen, die exakt zu charakteristischen Strukturen von Viruspartikeln passen und diese auf der Chip-Oberfläche festhalten können. Führt man an dem Chip anschließend eine Terahertz-Messung durch, so verändert sich die Resonanz-Frequenz des Sensors – der gesuchte Virus ließe sich so zweifelsfrei nachweisen.

Sind ihre Studien erfolgreich, können schon in wenigen Jahren Tests auf SARS-CoV-2 und andere Viren Realität sein, die innerhalb von Minuten zuverlässige Ergebnisse liefern. Und darüber hinaus in jeder Arztpraxis durchgeführt werden können.

Experten im Interview zum aktuellen Stand der Forschung

COVID-19 Forschung

Wie lange dauert die Impfstoff-Entwicklung?

In der Regel dauert es mehrere Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte, bis die Wissenschaft einen Impfstoff gegen einen neuartigen Erreger entwickelt hat. Im Rahmen der Corona-Pandemie konnte die Forschung diesen Prozess drastisch verkürzen: Von den ersten Probandenversuchen bis zur Zulassung eines Impfstoffs gegen Covid19 vergingen zwischen 2020 und 2021 nur rund sechs Monate. Das lag natürlich in erster Linie an dem immensen logistischen und finanziellen Aufwand, den Politik und Industrie dafür betrieben haben. Doch auch die gute Vorarbeit der Wissenschaft leistete ihren Beitrag: So wurden bereits 2002/03 die ersten mRNA-Impfstoffe an menschlichen Probanden getestet. 2017, also nur wenige Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie, gelangten diese zur Marktreife. Eine grundlegende Technologie für das erste Covid19-Vakzin von BioNTech/Pfizer.

Sollte die Zulassung eines Impfstoffs gegen die Omikron-Variante von SARS-CoV-2, wie von der EMA prognostiziert, im Herbst 2022 erfolgen, wäre dieser Prozess erneut in weniger als einem Jahr gelungen.

Welchen Durchbruch gibt es in der Corona-Forschung?

Die Immunologin Dr. Stefanie Kreutmair von der Universität Zürich konnte jüngst eine genetische Disposition für schwere Verläufe von SARS-CoV-2 nachweisen. Den Forschungen ihres Teams zufolge verfügen Menschen mit schweren Corona-Verläufen über eine außergewöhnlich niedrige Konzentration von Killer-T-Zellen in ihrem Blut. Für ihre Ergebnisse erhält sie in diesem Jahr den Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

Wie werden Medikamente gegen das Corona Virus entwickelt?

Auf dem Gebiet der Pharmazeutik unterscheiden Wissenschaftler drei Arten von Medikamenten im Kampf gegen die Pandemie:

  • Impfungen schützen vor Infektionen und schweren Verläufen.
  • Antivirale Medikamente blockieren die Vermehrung des Virus.
  • Antikörper-Medikamente verhindern, dass Viren in die Zellen eines Patienten eindringen können.

Die Entwicklung von Medikamenten gegen neuartige Krankheiten wie Covid-19 nimmt für gewöhnlich zehn Jahre und mehr in Anspruch. Doch auch auf dem Gebiet der Therapeutika gegen SARS-CoV-2 und seine Symptome ist die Forschung während der Pandemie im Eiltempo vorangekommen. Das liegt an mehreren Faktoren: Da es sich um eine globale Herausforderung handelte (und handelt), haben hier sehr viele Institutionen an derselben Materie zusammengearbeitet. Maßgeblich war außerdem die finanzielle Absicherung der forschenden Unternehmen durch die Regierungen – denn normalerweise bedeutet die Medikamentenentwicklung für einen Pharmakonzern ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko. Bürokratieabbau und beschleunigte Zulassungsverfahren taten ihr Übriges. Darüber hinaus meldete sich während der Corona-Pandemie eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Freiwilligen, was wiederum nur aufgrund der hohen Infektionszahlen möglich war.

Keine zwei Jahre hat die Entwicklung eines Corona-Medikaments vom Test am ersten Patienten bis zur Marktreife gedauert – eine weitere Rekordmarke im Kampf gegen SARS-CoV-2.

Dabei gehen Wissenschaftler und Ärzte in ihren Studien nicht anders vor als bei der Erforschung herkömmlicher Medikamente. Sobald ein vielversprechendes Präparat entwickelt ist, beginnen umfangreiche (Langzeit-) Studien an Patienten bzw. Probanden. Auf den Nachweis von Wirksamkeit und Ungefährlichkeit erfolgt der reguläre Zulassungsprozess der verschiedenen Arzneimittelbehörden.

Natürlich kommt in Forschung und Diagnostik die modernste Labortechnik zum Einsatz. Revolutionäre Methodik und den aktuellen Stand der Labortechnologie der weltweit namhaften Hersteller präsentiert die analytica 2022.

Welche Branchengrößen und welche aufstrebenden, jungen Firmen aus dem Bereich Corona-Forschung noch dabei sind, sehen Sie im Ausstellerverzeichnis.

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